Als Buchhändlerin und Viel-Leserin haben mich Bücher seit meiner Kindheit begleitet und mir Lebenswelten eröffnet, die mir weit über die Perspektiven in meiner Herkunftsfamilie hinaus, Orientierung zu alternativen Lebensmodellen und Weltbildern aufgezeigt haben.
Heute weiß ich, dass mir Romanfiguren beispielhaft kreative Sichtweisen zur Bewältigung von Herausforderungen ermöglichten und erlaubten unbekannte Wege auszuprobieren.
Deshalb ist die Idee entstanden hier von Zeit zu Zeit Bücher vorzustellen, die mich inspiriert haben und gerne empfehle.
Vater und Sohn allein: Der hochbegabte Robin mit Asperger-Syndrom kann den Tod der Mutter nicht verwinden. In der Schule unverstanden, will er die Mission seiner Mutter vollenden: Er malt Plakate, demonstriert auf den Stufen des Kapitols, um die Natur zu retten. Der verzweifelte junge Vater will ihm mit ungestümer Liebe alles geben. Als Astrobiologe sind ihm die Sterne nah, und auf Wanderungen entdecken sie, dass die Wunder vor ihren Füßen liegen und sie einander brauchen. Doch was geschieht, wenn die Welt schneller endet, als unsere Zukunft beginnt?
Dieses Buch hat mich deshalb berührt, weil ich beim Lesen so sehr spüren konnte, mit wie viel Liebe, aber auch Anstrengung der Vater versucht seinem Sohn die Welt und das Unfassbare zu erklären und erträglich zu machen. Und das alles unter Berücksichtigung der besonderen vom Autismus geprägten Wahrnehmung seines Kindes! Das Buch wirft auch die Frage auf, in wieweit es ethisch vertretbar ist, dass ein Mensch so "normal" wie möglich werden sollte und wo die Grenzen von Medizin und Wissenschaft sind.
Tildas Tage sind strikt durchgetaktet: studieren, an der Supermarktkasse sitzen, sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern und an schlechten Tagen auch um die Mutter. Zu dritt wohnen sie im traurigsten Haus der Fröhlichstraße in einer Kleinstadt, die Tilda hasst. Ihre Freunde sind längst weg, leben in Amsterdam oder Berlin, nur Tilda ist geblieben. Denn irgendjemand muss für Ida da sein, Geld verdienen, die Verantwortung tragen. Nennenswerte Väter gibt es keine, die Mutter ist alkoholabhängig. Eines Tages aber geraten die Dinge in Bewegung: Tilda bekommt eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt, und es blitzt eine Zukunft auf, die Freiheit verspricht. Und Viktor taucht auf, der große Bruder von Ivan, mit dem Tilda früher befreundet war. Viktor, der genau wie sie immer 22 Bahnen schwimmt. Doch als Tilda schon beinahe glaubt, es könnte alles gut werden, gerät die Situation zu Hause vollends außer Kontrolle.
Auch wenn ›22 Bahnen‹ bei mir am Ende einige Fragen offen gelassen hat, ist es eine raue und gleichzeitig zärtliche Geschichte über zwiespältige Gefühle und die Herausforderungen des Familienlebens. Wie ist das Glück zu finden zwischen Verantwortung und der Sehnsucht nach Freiheit?
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